„Wissen für alle“: Informationssystem Mebis erleichtert digitale Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung
Der Zugang zu Informationen und die einfache Nutzung von digitalen Medien sind unerlässlich für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Mit Mebis hat die Lebenshilfe Seelze ein interaktives und barrierearmes Informationssystem für Menschen mit Beeinträchtigung eingeführt. Besonderheit: Die Inhalte werden von einem inklusiven Redaktionsteam erstellt.

Seit Spätsommer 2024 ist die digitale Pinnwand live. „Mebis wurde von den Mitarbeitenden sehr gut angenommen“, freut sich Lebenshilfe-Projektkoordinatorin Kathrin Schümann. Über Computer, Laptop, Tablet oder Handy kann Mebis genutzt werden; nur ein Internetzugang ist nötig. Neben einem fest installierten Touch Screen im Seelzer Werk 1 stehen den Werkstatt-Mitarbeitenden Tablets für die mobile Nutzung zur Verfügung. Weitere Bildschirme seien für Werk 4 (Berufsbildungsbereich) und für die Lebenshilfe Hofanlage in Holtensen (Barsinghausen) geplant. Nach und nach sollen auch die Wohneinrichtungen ausgestattet werden.
„Unser Ziel ist es, eine Plattform zu schaffen, die jeder und jede nutzen kann“, betont Schümann. Eine Herausforderung, denn die Werkstattmitarbeitenden haben unterschiedliche Medienkompetenzen, einige sind sehr medienaffin, nutzen Smartphone, PC oder Tablet und sind in sozialen Medien unterwegs, andere wiederum sind sowohl körperlich als auch kognitiv eingeschränkt und benötigen Hilfe bei der Mediennutzung. „Mit Mebis können wir aber alle an digitale Medien heranführen“, sagt die Innovationsmanagerin. Das sei wichtig, denn zur Teilhabe gehöre, dass Menschen mit Beeinträchtigung selbstständig an Informationen kommen können und niemanden fragen müssen. Mebis bietet diese Möglichkeiten. Über die farbigen Themenkacheln mit Bildern oder Piktogrammen können sich die Nutzerinnen und Nutzer leicht durch das breite Angebot bewegen. Alle Inhalte sind in einfacher, manche auch in Leichter Sprache angelegt und können per Klick vorgelesen werden.
Mebis fördert Medienkompetenz
„Selbstbestimmt Medien nutzen zu können, stärkt das Selbstwertgefühl; die Menschen spüren: ‚Ich bin eigenständig, ich kann das allein‘ – auch das ist wichtig“, betont Schümann. Dazu kommt: Über Mebis können die Mitarbeitenden ihre Lebenshilfe besser kennen lernen. „Es ist interessant, was an musikalischen, kreativen und sportlichen Aktivitäten angeboten wird, das wusste ich gar nicht“, sagt Werkstattmitarbeiter Salvatore Petrillo. „Und ich kann mich auch darüber informieren, wer in welchem Bereich Ansprechpartner oder Gruppenleiter ist, das finde ich hilfreich.“
Projektförderung durch die Stiftung der Lebenshilfe Seelze
Die von Herbert Burger 2015 gegründete Stiftung finanziert Projekte des Vereins in den Bereichen Bildung, Wohnen, Freizeit und Kultur. Für die Einführung des barrierearmen Informationssystems Mebis stellte die Stiftung 20.000 Euro zur Verfügung. Im Bild (v.li.): Cornelia Fricke (Vorsitzende des Stiftungsvorstands), Heinrich Aller (Mitglied des Stiftungsvorstands) und Kathrin Schümann (Innovationsmanagerin der Lebenshilfe Seelze).
Inklusives Redaktionsteam erstellt die Inhalte
Der Themenmix kommt bislang gut an. Ein Grund: Werkstattmitarbeitende gestalten maßgeblich das Angebot; die Mitarbeitenden sind untereinander in Kontakt, tauschen sich aus, machen Vorschläge für Mebis. Der inklusive Ansatz war geplant: „Wir wollen die Inhalte an den Bedürfnissen der Menschen ausrichten; dafür müssen wir wissen, was sie interessiert, welche Infos sie sich wünschen“, sagt Redaktionsmitglied Jasmin Reckewirth, die bei der Lebenshilfe Seelze in der Servicegruppe arbeitet und gut vernetzt ist. Auch ihre Kollegin Mareike Michael hat einen hohen Anspruch: „Mein Motto lautet “Wissen ist Macht“ – das möchte ich gerne weitergeben. Je mehr Menschen sich über Mebis informieren, desto besser“, sagt die Werkstattmitarbeiterin.
Einmal pro Woche kommt das Team zusammen. „Wir besprechen und entscheiden gemeinsam, welche Themen wichtig sind, verteilen Aufgaben, recherchieren und erstellen die Inhalte, wählen Bilder aus, schneiden Videos, legen neue Seiten im System an und vieles mehr“, sagt Kathrin Schümann, die die Redaktionsarbeit zusammen mit ihrem Kollegen Philipp Krüger sowie dem Büro für Leichte Sprache begleitet. „Wir stehen aber noch am Anfang. Das System bietet viel Potenzial.“ Potenzial, dass sich das inklusive Redaktionsteam nach und nach erschließt. Offenbar mit Erfolg – Salvatore Petrillo jedenfalls ist begeistert: „Mebis ist eine tolle Sache.“