Selbstvertretungen wünschen sich mehr Barrierefreiheit im Alltag
Bezahlbare und behindertengerechte Wohnungen, zuverlässiger ÖPNV, Sicherheit im Straßenverkehr, verständliche Behördenbriefe, Webseiten und Formulare – beim Besuch der SPD-Landtagsabgeordneten Claudia Schüßler im Frühjahr dieses Jahres drehte sich alles um das Thema Barrierefreiheit.
Die Sozialpolitikerin nahm sich Zeit und kam mit Kolleginnen und Kollegen ihrer Landtagsfraktion und der Lokalpolitik in die Lebenshilfe Werkstatt nach Seelze. Eine Besonderheit des Treffens: Interessenvertreter von Menschen mit Behinderungen – sogenannte Selbstvertretungen – saßen mit am Tisch: Peer Wölk (Bewohnervertretung), Marina Pfehr und Carmen Bothe (Werkstattrat) sowie die Frauenbeauftragte Patricia Meiners trugen ihre Anliegen selbst vor, schilderten Beispiele aus ihrem Alltag und redeten mit Claudia Schüßler darüber, wie Politik Chancengleichheit fördern und die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderungen im Alltag verbessern könne.
Chancengleichheit fördern, Lebensbedingungen verbessern
Marina Pfehr, die sich im Werkstattrat der Lebenshilfe engagiert, wies darauf hin, dass auch Menschen mit Beeinträchtigungen selbstständig wohnen. „Seit 41 Jahren lebe ich in Seelze – und ich möchte hier auch wohnen bleiben.“ Aber alles werde teurer; sie habe große Sorge, dass sie sich ihre Wohnung bald nicht mehr leisten könne und ausziehen müsse. Bewohnervertreter Peer Wölk ging auf die Themen Verkehr und Mobilität ein: Menschen mit Beeinträchtigungen seien auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen. „Leider fallen Busse manchmal aus oder halten nicht an allen Haltestellen“, kritisierte Wölk, der täglich mit dem Bus zur Arbeit nach Seelze fährt. Gerade auf dem Land müsse man sich auf eine gute Anbindung verlassen können. Zudem müsse die Sicherheit an viel befahrenen Straßen verbessert werden. Als Beispiel nannte Wölk die Göxer Landstraße in Seelze; Werkstattbeschäftigte fordern schon seit Jahren eine Fußgängerampel an der Abzweigung zur Kanalstraße.
Dialog auf Augenhöhe: SPD-Politikerin Claudia Schüßler (re.) im Gespräch mit Peer Wölk, Bewohnervertreter der Lebenshilfe Seelze, und Kathrin Schümann, Innovationsmanagerin der Lebenshilfe Seelze.
„Um Teilhabe voranzubringen, ist ein Gedankenaustausch auf Augenhöhe wichtig”
Nicht alle Themen konnten besprochen, nicht alle Fragen beantwortet werden – und nicht für jeden Punkt gebe es schnelle Lösungen. Daher müsse man im Gespräch bleiben, darin waren sich alle einig. Weitere Treffen sollen folgen. „Um Teilhabe voranzubringen, ist ein Gedankenaustausch auf Augenhöhe wichtig. Daher müssen Menschen mit Beeinträchtigung selbst zu Wort kommen und gegenüber der Politik auf ihre Lebenssituation aufmerksam machen“, erklärt Kathrin Schümann, Innovationsmanagerin der Lebenshilfe Seelze. Zum Abschluss lud Claudia Schüßler die Selbstvertretungen zu einer Führung durch den Landtag ein und ermutigte sie, sich stärker politisch einzubringen, zum Beispiel mit der Teilnahme an den Regionsversammlungen.