Richtfest für inklusives Wohnprojekt in Wunstorf-Luthe
Mit rund 50 Gästen feierte die Lebenshilfe Seelze am vergangenen Mittwoch das Richtfest ihrer Wohnanlage in Wunstorf-Luthe. „Ein Meilenstein“, wie Vorstandsvorsitzender Christian Siemers betonte. Anwohnerinnen und Anwohner, Vertreter und Vertreterinnen aus Stadt- und Ortsrat sowie der örtlichen Vereine und die Bewohnervertretung der Lebenshilfe Seelze nutzten die Gelegenheit, sich über das Projekt zu informieren und den Rohbau zu besichtigen.
„Das Projekt steht für inklusives und vielfältiges Wohnen, für ein selbstverständliches Miteinander von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung“, hob Siemers hervor. Maßgebliche Impulse für diese neuartige Wohnform haben die Menschen selbst beigesteuert. „Ihre Ideen sind in die Planung eingeflossen. Viele wünschen sich ein eigenes Zuhause, eigene vier Wände, in denen sie selbstbestimmt und eigenverantwortlich leben können – das setzen wir in Luthe um.“
Statt einer weiteren Wohnstätte mit 24 Stunden-Rundumbetreuung, entsteht im
Ortszentrum, an der Hauptstraße 16, eine moderne Anlage, in der Menschen mit und ohne Beeinträchtigung wohnen werden. 21 barrierefreie Wohnungen sind geplant. Einige der bis zu 50 Quadratmeter großen Appartements werden auf dem freien Wohnungsmarkt angeboten. Der Wohnhof bietet viele Möglichkeiten der
Begegnung und Teilhabe. Im Erdgeschoss sind Gemeinschaftsräume sowie ein
öffentlich zugänglicher Mehrzweckraum geplant.
Unterstützung im Ort: „Offenheit ist das Fundament für Inklusion“
Die Lebenshilfe Seelze investiert rund 4,3 Millionen Euro in Luthe. Siemers betonte, dass diese Investition möglich sei, weil der gemeinnützige Verein mit der Wohnanlage keinen Profit erzielen müsse und durch öffentliche Programme gefördert werde. Außerdem habe die Lebenshilfe mit dem Generalunternehmen Weber Massivhaus einen Partner an der Seite, der das Konzept wirtschaftlich und nachhaltig umsetzen könne. Kostendeckung sei das Ziel. Die kalkulatorische Freiheit ermögliche eine Fokussierung auf die Bedürfnisse der künftigen Bewohner und Bewohnerinnen. Und um sie gehe es, betonte Siemers. „Wir möchten hier einen lebendigen Ort schaffen, an dem alle Menschen zusammenkommen, an dem Menschen mit Beeinträchtigung ein Teil der Gemeinschaft sind.“ Daher sei die Lebenshilfe auch dankbar, dass das Projekt von den Nachbarn, der Lokalpolitik und den Vereinen so positiv und aufgeschlossen begleitet werde. Diese Offenheit sei das Fundament für Inklusion.
Förderung vom Bund und Nominierung für Immobilienpreis
Das Wohnprojekt findet auch bundesweit Beachtung. So wird es als eine von 14 Einrichtungen vom Bundesfamilienministerium mit 165.000 Euro gefördert. Zudem hat die Luther Anlage gute Chancen auf den B!WRD, den Immobilienpreis des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, der jedes Jahr innovative und nachhaltige Bauprojekte auszeichnet. Luthe erfülle mehrere Kriterien. Beispiel Nachhaltigkeit: Die rund 100 Jahre alten Bestandsgebäude wurden durch ein Spezialunternehmen abgetragen; ein Großteil der alten Bausubstanz könne an anderer Stelle wieder verarbeitet werden. Ein anderer Punkt sei, dass sich die Anlage harmonisch ins Ortsbild einfüge. Das L-förmig angelegte Gebäude greife die Charakteristik der Hofanlage wieder auf; der alte Baumbestand aus drei mächtigen Eichen bleibt erhalten und prägt den künftigen Wohnhof. Auch in puncto Energie-effizienz werde die Anlage alle Standards erfüllen. Wärmepumpe und Solaranlage werden das Haus klimaneutral mit Energie versorgen; einige Pkw-Stellplätze werden mit Ladesäulen ausgestattet.
Die Bauarbeiten seien im Zeitplan, sagte Siemers. „Wenn uns der Winter keinen Strich durch die Rechnung macht, können Anfang 2026 die ersten Mieterinnen und Mieter hier einziehen.“
Vielfältiges Wohnangebot
Die künftige Wohnanlage im Ortszentrum erweitert das Angebot der Lebenshilfe Seelze. Zurzeit leben etwa 140 Menschen mit Beeinträchtigungen in Wohngemeinschaften und Wohnstätten in Wunstorf, Luthe, Idensen und Holtensen (Barsinghausen). Dazu kommen noch mehr als 120 Menschen, die in ihrer eigenen Wohnung leben und ihren Alltag weitgehend selbstständig organisieren. In einer Trainingswohnung am Wunstorfer Barnemarkt bereitet die Lebenshilfe die Menschen auf ihren Schritt in die Selbstständigkeit vor.